Geschichte

Über 1.200 Jahre St. Johann

Vor den Mauern der im 13. Jahrhundert gegründeten Stadt Lemgo steht der trutzige „Stumpfe Turm“ der Kirchengemeinde St. Johann. Ein Sensationsfund gelang dort bei der Ausgrabung im Jahr 2008: Die große Überraschung barg ein Grab, das von der Fundamentmauer der Kirche des 13. Jahrhunderts überbaut worden war. Die Radiokarbon-Methode lieferte dafür das Datum: Um 780 n. Chr. wurde dieses Grab angelegt.

Eine andere Bestattung in der Nähe des Kirchturmes konnte zeitlich in das frühe 11. Jahrhundert eingeordnet werden. Die vor über 1.200 Jahre gebaute alte Taufkirche ST. JOHANN BAPTIST EXTRA MUROS ist damit das älteste nachgewiesene Gebäude im Bereich der späteren Stadt Lemgo. Der steinerne „Stumpfe Turm“ steht an der Stelle, wo die erste, wahrscheinlich hölzerne Taufkirche zur Zeit Karls des Großen errichtet wurde und ist umgeben von den Gräbern und Grabsteinen des Alten Friedhofs. In dem Turm hängt und läutet die älteste datierte lippische Glocke aus dem Jahr 1398. Sie ist eine der reinsten und feinsten Oktavglocken Westfalens.

In den Wirren des 30-jährigen Krieges wurde das Kirchenschiff dieser Kirche abgetragen. Nur der Turm blieb stehen. Damals hatte die Gemeinde kein Gottesdienstgebäude mehr. Während die Alte Hansestadt Lemgo sich in der Reformationszeit nach heftigen Auseinandersetzungen mit den lippischen Fürsten zum lutherischen Bekenntnis hielt, schloss sich die St. Johann „Gemeinde“, weil vor den Stadtmauern angesiedelt, mit dem Fürstenhaus dem reformatorischen Bekenntnisstand an.

Die St. Johann-Kirche in der Mittelstraße

Die Gemeinde fand innerhalb der Stadtmauern 1638 wieder ein Gottesdienstgebäude, nämlich die Kirche des ehemaligen Klosters der Franziskaner Observanten. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Tochtergemeinde St. Pauli in der Echternstrasse gegründet. So finden wir heute in Lemgo neben zwei reformierten Gemeinden auch zwei lutherische. Das Nebeneinander von reformierten und lutherischen Gemeinden prägt insgesamt das Bild der reformierten Lippischen Landeskirche.

1996 wurde die St. Johann – Kirche mit dem alten Wohngebäude des Klosters und dem dazwischen liegenden Kreuzgang verbunden. Es entstand das neue Gemeindezentrum St. Johann. Moderne Bauelemente wie Glas und Beton verbinden sich in einmaliger Weise mit den historischen Gebäudebestandteilen. Das lichtdurchflutete Gebäude dient der Gemeinde für vielerlei Veranstaltungen: Der Basar am 1. Advent, die Gemeindefeste, Vorträge, Diskussionen, Seminare, Kammerkonzerte und kleinere Aufführungen des Landestheaters Detmold füllen das Gemeindezentrum genauso wie die Kreise und Gruppen, die hier Heimat gefunden haben. Neben der Kirchengemeinde nutzen auch andere Veranstalter, wie z.B. die Lippische Landeskirche, die Alte Hansestadt oder der Lippische Landesverband, die ästhetisch so ansprechende Atmosphäre der Räumlichkeiten.